KAESER Gebläse für Bayerische Milchindustrie eG - Bild von Abfüllung Milchprodukt
RHI, Werk Radenthein

Some like it hot

Manchmal geht’s richtig heiß her in der Industrie -

– und zwar nicht nur, wenn der Chef einen schlechten Tag hat. Gemeint ist vielmehr die Hitze, die nötig ist, um zum Beispiel Stahl im Lichtbogenofen zu schmelzen. Da kommen gut und gerne 1.600 bis 2.000 Grad Celsius zusammen. Was aber tun, damit der heiße Stahl nicht den Lichtbogenofen schmilzt? Ganz einfach: Feuerfestmaterialen bei RHI bestellen.

Die börsennotierte RHI AG zählt ohne Frage zu den Global Playern: Der Hersteller hochhitzebeständiger Materialien steht weltweit an der Markt- und Technologiespitze. Über den Globus verteilt dirigiert das Headquarters Wien rund 30 Produktionswerke und 70 Vertriebsniederlassungen; insgesamt 7.500 Mitarbeiter versorgen über 10.000 Kunden aus der Stahl-, Zement-, Nichteisenmetall-, Glas-, Energie- und Chemieindustrie auf der ganzen Welt. Ihnen gemein ist, dass ihre Produktionsprozesse nicht ohne massive Wärmezufuhr auskommen. Stahlpfannen, Zementdrehrohröfen, Kupferkonverter oder Glaswannen überstehen solche Prozesse nur, wenn sie feuerfest und hitzebeständig ausgekleidet werden. Allein fünf Werke betreibt RHI in der Alpenrepublik: Veitsch, Breitenau, Trieben, Hochfilzen und schließlich die Kärntner Produktionsstätte in Radenthein. Letztere blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück: 1907 entdeckte der Hütteningenieur Josef Hörhager auf der Suche nach Rohstoffen ein bedeutendes Magnesitvorkommen auf der Millstätter Alpe. Schon 1909 beginnen Abbau und Verarbeitung des Magnesits zu hochwertigen Feuerfestprodukten – und ein Ende der Erfolgsgeschichte ist noch lange nicht in Sicht.

Spezialitätenwerk

Innerhalb der RHI-Gruppe hat sich das Radentheiner Werk heute als Produzent von feuerfesten Spezialprodukten positioniert. Das heißt: Mit 15.000 Einzelartikeln haben die Kärntner ein einzigartig umfangreiches Spektrum im Angebot, oft in kleinen und kleinsten Serien maßgeschneidert. Und diese sind weltweit begehrt, schließlich gehen mehr als 90 % in den Export. Im Werk selbst sind gut 400 Mitarbeiter beschäftigt, damit ist RHI einer der größten Arbeitgeber der Region, der derzeit auch vierzig Lehrlingen einen der begehrten Ausbildungsplätze bietet. „Ohne uns gäbe es weder Stahl noch Glas“, berichtet Technik-Leiter Reinhard Zammernig selbstbewusst, „unsere Produkte setzen dort an, wo Schamott nicht mehr ausreicht.“ In der Tat endet die Temperaturfestigkeit dieses Werkstoffs bei 1.400 Grad Celsius – Schamott ist daher zum Beispiel für die Nickelproduktion schlichtweg unbrauchbar. Hier kommt RHI mit seinen Feuerfestmaterialien ins Spiel, die auch mit höheren Temperaturen fertig werden. Weltmarktführer wird man aber nicht „einfach so“, dafür sind schon allerlei Faktoren in harmonischen Einklang zu bringen. Allein schon durch die Tradition wird klar: Die Radentheiner wissen, was sie tun. Und dieses Know-how macht sich dann für den Kunden zum Beispiel in einer langen Standzeit der Feuerfeststeine bemerkbar. Oder in Präzision, sind doch die Fugen zwischen den einzelnen Steinen einer Auskleidung besonders sensible Punkte. Je exakter deren Abmessungen, desto kleiner der Spalt, so einfach ist das. Daher sorgen bei RHI Frässtraßen immer für die nötige Präzision.

Rohstoff-Know-how

Entscheidend ist auch hier das Wissen um den richtigen Umgang mit dem Rohstoff. Der von der zirka sieben Kilometer entfernten Millstätter Alpe per Materialseilbahn angelieferte Magnesit wird zu so genanntem Kauster weiterverarbeitet, der zum Beispiel als Bindemittel in Dämmplatten oder als Magnesiumträger im Futtermittel eingesetzt wird – hier gilt also absolute Sauberkeit und Ordnung entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Für die Herstellung von Steintypen in höchstbeanspruchten Einsatzgebieten werden in einer Elektroschmelze spezielle Rohstoffe bei Temperaturen weit über 3.000 °C geschmolzen. Durch diesen Schmelzprozess ist es möglich, den erzeugten Rohstoffen spezielle Eigenschaften, wie z.B. große Kristallgrößen, zu verleihen. Die so hergestellten sowie die aus den Schwesterwerken angelieferten Rohstoffe werden für die Produktion eines feuerfesten Steins zu Körnungen und Mehlen zerkleinert. Im nächsten Schritt gelangen – gemäß exakt definierter Rezepturen – Bindemittel und Zuschlagstoffe hinzu, damit eine pressfähige Masse entsteht. Aus dieser Pressmasse werden in acht vollautomatischen ölhydraulischen Pressen mit einem Druck von bis zu 2.200 t sogenannte „grüne Steine“ gepresst, um diese anschließend bei bis zu 350 °C zu temperieren oder aber in einem Tunnelofen bei bis zu 1.800 °C zu brennen. Sonderformate werden halbautomatisch gepresst oder von Hand mit pneumatischen Hämmern gestampft. Das Produktionsprogramm umfasst 5.000 unterschiedliche Grundformen, die Toleranz im werkseigenen Formenbau misst RHI im Zehntelmillimeterbereich. Weltweit ist dies in dieser Form einzigartig und nur exemplarisch für allerlei bergmännische Finessen.

Hinter den Kulissen: Produktion bei der Bayerischen Milchindustrie eG in Zapfendorf
Feuchte ist Gift

Im gesamten Werksgelände sind insgesamt in Summe 250 Filteranlagen im Einsatz – feinste Partikel dürfen natürlich die Umwelt nicht belasten, ebenso wenig, wie Dämpfe, die zum Beispiel in der Elektroschmelze entstehen. Diese Anlagen werden mit Druckluft beaufschlagt – mit der ziemlich kompromisslosen Anforderung, dass sie jederzeit zur Verfügung stehen muss. Ein zweiter wichtiger Einsatzbereich für Druckluft sind die pneumatischen Förderanlagen, von denen sich ein weitverzweigtes Netz durchs Werksgelände spannt. „Wir stellen in Kugelmühlen aus dem jeweiligen Rohstoff feine Mehle her, die innerhalb des Werks transportiert werden müssen. Hauptproblem dabei: Feuchtigkeit – mit dieser darf das Mehl natürlich keinesfalls in Berührung kommen“, so Zammernig. Für Transportschnecken sind die Entfernungen oft zu groß; Transportbänder kommen wegen der Feinheit der Mehle und dem dadurch verbundenen Staub nicht zum Einsatz. Die Lösung auch hier: Druckluft. Und die Hauptanforderung: trockene Druckluft. So lässt sich das Mehl sicher und schonend zum gewünschten Ort blasen.

Sechs in einer Reihe

Die Druckluftanlage des Werks Radenthein – die sämtliche Verbraucher zentral versorgt – wird mit 6 bar beaufschlagt, der Jahresbedarf ist stattlich und geht bis zu 30 Mio. m3, umgerechnet rund 60 m3/min – allerdings stark schwankend. Passend für das RHI-Spezialitätenwerk haben sich die Kaeser-Techniker auch hier einige Spezialitäten einfallen lassen. Zum einen ist dies das gesamte Anlagenkonzept, verzichteten die Kaeser-Ingenieure doch im konkreten Fall auf Kompressoren aus dem Portfolio drehzahlgeregelter Geräte. Installiert sind hingegen sechs idente Verdichter des hochverfügbaren Typs DSD 202 mit fixer Drehzahl und jeweils 110 kW Leistung und einem Volumenstrom von je 20 m3/min. Bei den Schraubenkompressoren der DSD-Serie stellen IE4-Motoren und die verlustfreie 1:1-Übertragung der Motorleistung auf den Kompressorblock Energieeffizienz der Extraklasse sicher. Der Sigma Air Manager 4.0 – kurz SAM – hat die Zügel fest in der Hand und schaltet je nach momentanem Druckluftbedarf flugs die erforderliche Anzahl an Kompressoren zu und ab. Ein Zusammenspiel nach einem ausgeklügelten Rotationsprinzip, kein Verdichter kommt dabei zu kurz. Der Vorteil: hohe Auslastung und gleichmäßige Lastverteilung. Und sechs idente Kompressoren in der Station stehen zu haben, hat auch für den Service Vorteile, keine Frage.

Gebläsestation: Vier Schraubengebläse der Serie FBS sind bei BMI in Zapfendorf im Einsatz
Auf die Jahreszeit kommt es an

Eine weitere Spezialität ist der Hybritec-Kombitrockner. Als „All-in-One“-Gerät vereint er Kältetrockner und warm regenerierenden Absorptionstrockner. Der Vorteil: Der Drucktaupunkt kann exakt so angepasst werden, wie er für einen minimalen Energieeinsatz benötigt wird. Im konkreten Beispiel heißt das: Die Druckluft wird im Sommer auf den Drucktaupunkt von 3 Grad Celsius und im Winter auf -25 Grad Celsius eingestellt. Was wie eine Kleinigkeit aussieht, spart kräftig Energie. Ab der ersten Betriebsstunde. Und insbesondere dann, wenn wie bei RHI viele Druckluftleitungen im Freien verlegt und übers Jahr starken Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. „Energieeffizienz wird in unserem Unternehmen groß geschrieben“, erklärt Reinhard Zammernig weiter. Sozusagen als „Motivation“ zum Druckluftsparen wurde die gesamte Anlage leistungsmäßig eher knapp dimensioniert. Und dieses Konzept geht auf, das lässt sich nach zwei Jahren Einsatz bereits festhalten. Zumal man auch an die Wärmerückgewinnung gedacht hat und damit eine ganze Werkshalle beheizt und so kostbares Erdgas einspart. Übrigens: RHI hat die Druckluftanlage gar nicht gekauft, sondern von Kaeser geleast, abgerechnet wird nach Druckluftverbrauch. In Summe ein wahres „Sorgenfrei-Paket“ für die Kärntner.